Auf der Buchmesse


Endlich Mutter! Gibt es Frauen, die andere Lebensziele haben und sind sie wirklich glücklich mit keinem oder nur einem Kind?

Darüber habe ich eine Stunde lang mit Jackie Thomae in der Sendung „Bücherherbst“ gesprochen, die der Deutschlandfunk Kultur heute live von der Frankfurter Buchmesse gesendet hat. Es ging um Thomaes Roman „Glück“ und mein Sachbuch „Mein Mann ist die bessere Mutter“.

Jackie Thomae hat zwei Romanheldinnen ersonnen, die mit rund 40 Jahren erfolgreich im Beruf (als Politikerin und Radiomoderatorin) sind, viele Blicke auf sich ziehen, sich aber auf keinen Mann festlegen wollen und auch eigentlich keinen Kinderwunsch verspüren. Statt Stolz, Zufriedenheit oder Glück zu empfinden, fragt sich jede von ihnen auf andere Art: Was stimmt mit mir nicht? Als eine Pharmafirma eine Pille auf den Markt bringt, die die Fruchtbarkeit von Frauen künstlich zu erhalten verspricht, treffen die beiden eine Entscheidung (die ich jetzt nicht verrate, weil: kauft euch das Buch! Es ist sehr gut!).

Ja, die Natur ist ungerecht. Warum können Männer Kinder kriegen, ohne sie selbst auf die Welt bringen zu müssen;-).

Mein Buch ist ein autobiographisches Sachbuch. Zukunftsutopien entwerfe ich mit den Mitteln der bestehenden Instrumente: Frauenquoten, Steueranreize, eine Reform der Elternzeitregelungen, die mehr Väter in familiäre Verantwortung bringen, halte ich für elementar wichtig. Wenn man mehr Frauen in Parlamenten oder Chefetagen sehen will, müssen sich mehr Männer auf partnerschaftliche Familienmodelle einlassen. Dafür werbe ich in meinem Buch.

Danke an Christian Rabhansel und Wiebke Porombka für die super Moderation.

Nachzuhören ist die Sendung hier: https://lnkd.in/eCRU42yv

Regieren im Ernstfall

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine steht die deutsche Regierung unter maximalem Druck. Falsche Entscheidungen könnten zu einer unkontrollierbaren Eskalation des Krieges führen, auch zu Not und Unruhen im eigenen Land.

Auf das Gespräch mit der Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl Katarina Barley und dem Journalisten Stephan Lamby zum Regieren im Ausnahmezustand habe ich mich lange gefreut.

Fotografin: Konstanze Lueg

Lambys Buch “‘Ernstfall” begleitet Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Robert Habeck, Christian Lindner aus direkter Nähe. Wie viele auch persönlichen Konflikte und Verwundungen muss man als Politiker und Politikerin wohl aushalten können in Zeiten wie diesen?

Katarina Barley ist zwar keine Protagonistin in Lambys aktueller literarischen Langzeitbeobachtung, aber sie erzählte beim Gespräch im Salon Luitpold sehr anschaulich über Panzer, die sich viele ihrer Parteigenossinnen und -genossen irgendwann zulegen.

„Interessant“, sagte Stephan Lamby zu ihr, „wie das Wort Panzer plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommt.“ Kurz zuvor hatten wir über Putins überfall auf die Ukraine gesprochen. Warum liefert Deutschland nur so zögerlich Waffen? Diese Frage musste Kanzler Olaf Scholz die letzten Monate immer wieder beantworten. Als „Sphinx“, also als nach außen hin schweigsamer und stoischer Kanzler, beschreibt ihn Lamby in seinem Buch. Eine Taktik, die vielleicht auch aus Selbstschutz, gar nicht so unklug ist.

„Es gibt kein politisches Leben ohne Verwundungen und Narben.“

Das sagt Horst Seehofer, 74, einer der bestbewachten Politiker des Landes. Vor rund 20 Jahren wäre er fast an einer Herzmuskelentzündung gestorben. Seine Machtkämpfe mit Angela Merkel oder Markus Söder waren hart und zäh. Seine Familie hat das aus nächster Nähe miterlebt.

Umso erstaunlicher, dass Seehofers Tochter Susanne, 32, auch in die Politik will. Bei der Landtagswahl in Bayern tritt sie allerdings nicht für die CSU an, sondern für die FDP. „Für mich ist die FDP eine sehr viel progressivere Partei als die CSU, bei der Bildungspolitik, bei der Familien- und Frauenpolitik.“ Außerdem stört sie sich am Populismus des aktuellen CSU-Parteivorsitzenden: „Die Tendenz, nicht das Richtige zu tun, sondern zuerst die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Das entspricht nicht den Anforderungen an einen guten, charakterlich starken Politiker.“

Mein Kollege Jan Friedmann und ich haben uns sehr gefreut über die Gelegenheit, mit Tochter und Vater Seehofer einen Vormittag lang über den Reiz und den Preis von Politik sprechen zu können. Das Interview ist diese Woche im SPIEGEL erschienen.

Das Gespräch fand an einem besonderen Ort statt: dem Ferienhaus der Familie Seehofer in Schamhaupten bei Ingolstadt. Dort, wo die berühmte Modelleisenbahn im Keller steht.

Vielen Dank an Maria Irl für die tollen Fotos.

Gedanken zum Weltfrauentag

Copyright: Annette Zoepf/Stadt Augsburg

Copyright: Annette Zoepf/Stadt Augsburg

Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist derzeit „noch 300 Jahre entfernt“.

Jedenfalls dann, wenn die Uno-Frauenrechtskommission mit ihrer Prognose recht behält. António Guterres sagte vor der Uno-Vollversammlung in New York: »Die über Jahrzehnte erzielten Fortschritte verschwinden vor unseren Augen.« Als Beispiele nannte er Müttersterblichkeit, die Verdrängung von Mädchen aus Bildungseinrichtungen und Kinderehen. Besonders schlimm sei die Lage in Afghanistan, wo die radikalislamischen Taliban Frauen und Mädchen aus dem öffentlichen Leben verbannt haben. Selbst Schaufensterpuppen dürfen dort kein Gesicht mehr zeigen.

Vor diesem Hintergrund kann man sich fast über die Herausforderungen freuen, die in Deutschland in Sachen Gleichberechtigung noch vor uns liegen. Welche das sind, durfte ich am Montag Abend beim Frauenempfang der Stadt Augsburg im Goldenen Saal des Rathauses diskutieren. Vielen Dank an OB Eva Weber für die Einladung!

Neben mir auf dem Podium zu „Frauen - Macht - Zukunft“, das ich moderieren durfe, saßen vier spannende Pionierinnen:

Die Fifa-Schiedsrichterin Daniela Göttlinger, nach deren Pfeife nicht nur Frauen, sondern auch Männer tanzen und spielen müssen.

Die Managerin Vera Schneevoigt, die auf dem Zenit ihrer Karriere auf Macht verzichtet hat, um ihre Eltern und Schwiegereltern zu pflegen.

Die Fotografin, Mutter und Soziologin Natalie Stanczak, die ein Buch mit dem interessanten Titel „Bis eine* weint!“ mitherausgegeben hat und über die Plattform „Faces of Moms“ Austausch und Solidarität zwischen Müttern und Sorgepersonen möglich machen will.

Und Nazli Hanna, die Leiterin der Augsburger Mädchenfachstelle Talitha des Bistums Augsburg, die es für eine Illusion hält, dass man alles im Leben schaffen kann, wenn man sich nur stark genug anstrengt. Strukturellen Rassismus gebe es auch in Deutschland noch überall.

Bleibt wohl auch in Bayern noch einiges zu tun die nächsten 300 Jahre.

Weltraummacht Bayern


Vor vier Jahren rief Markus Söder das bayerische Weltraumprogramm »Bavaria One« ins Leben. Dann passierte jahrelang: eher wenig. Zuletzt schossen allenfalls die Corona-Inzidenzzahlen im Freistaat raketengleich nach oben. Am Mittwoch dieser Woche allerdings, am selben Tag, als das Bundeskabinett Olaf Scholz´ Hafenofferte an die Chinesen abnickte, lud Bayerns Ministerpräsident zum Bayerischen Raumfahrtgipfel. So, als wäre er insgeheim neidisch darauf, dass China weltherrschaftsrelevante Infrastruktur in Hamburg statt in München ausgemacht hat, stellte er klar: »Bayern ist Weltraumregion und soll bei künftigen Missionen Mondkontrollzentrum werden.«

Darüber habe ich diese Woche meine Kolumne im SPIEGEL geschrieben. Und siehe da: Markus Söder hat sie auch gelesen. In seiner Rede auf dem Parteitag Ende Oktober in Augsburg ärgerte er sich über meinen Spott (im Video ab Minute 59). Sein »Buuuuuuh« hätte ich gerne als Klingelton. Er fühlte sich offenbar nicht ernst genommen von mir. Dabei weiß ich seine High Tech Agenda durchaus zu würdigen und finde auch seine Absicht weder blöd oder gar verwerflich, in Raumfahrt zu investieren.

Aber warum immer diese Inszenierung? Söder zwischen Astronauten! Mondkontrollzentrum! Und dann ein »Bavaria One« Logo, das aussieht wie ein abstürzender Papierflieger! Ein Minister aus Söders Kabinett hat mich mal daran erinnert: »Frau Clauß, warum regen Sie sich über Söders Lust an der Inszenierung so auf? Es liegt doch an Ihnen, ob Sie über das Stöckchen drüber springen, das er Ihnen hinhält.« Da hat er schon irgendwie recht. Über das »Bavaria One« musste ich springen.

Ab Minute 59…

Die da unten

Die da unten – so heißt meine neue Kolumne im DER SPIEGEL -Magazin. Ich freue mich sehr, die Tradition der politischen SPIEGEL-Heft-Kolumne nach Jakob Augstein und Jan Fleischhauer, Markus Feldenkirchen und Alex Neubacher künftig mit Leben füllen zu dürfen.

Die da unten, das bin ich: Eine Frau, die vom Süden der Republik aus auf die Berliner Politik blickt. Ich versuche, das zu halten, was die CSU in Bayern seit Jahren mal mehr, mal weniger erfolgreich verspricht, nämlich „näher am Menschen“ zu sein.

Im aktuellen Heft stelle ich ausgehend von einem Gespräch mit Studierenden die Frage, ob Scholz Zeitenwende auch als „Teilzeitenwende“ funktionieren kann? „Wo seht ihr euch in 10 Jahren“, hatte ich die Mittezwanzigjährigen gefragt und zu meiner Überraschung erfahren, dass sehr viele sehr ernsthaft erwägen, künftig – egal wo – in Teilzeit arbeiten zu wollen.

Einerseits ist der frühe Fokus auf Themen wie die richtige Work&Life Balance sicher gesund, womöglich vernünftig und irgendwie auch mutig mit Blick auf sinkende Löhne, steigende Preise und eine drohende Inflation. Andererseits wird es in Zeiten wie diesen ohne Kraftanstrengungen auch jüngerer Generationen kaum gelingen, einen Schuldenberg wie das 100 Milliarden hohe Sondervermögen Bundeswehr abzutragen.

Könnte ein Teilzeit-Deutschland im globalen Wettbewerb bestehen, seine Werte oder gar sein Land mit Waffengewalt verteidigen? Die Ukrainer möchten das derzeit sicherlich nicht für uns ausprobieren.

Neue Visitenkarten

Seit November arbeite ich nicht mehr nur als Landeskorrespondentin des SPIEGELs in München, sondern auch in der Funktion als Leiterin des Ressorts Meinung und Debatte. Daher werde ich ab sofort noch häufiger als sonst die “Lage am Abend” schreiben, was mich sehr freut.

In der heutigen Ausgabe geht es um die folgenden drei Fragen:

Hat die Politik bei der Triage-Priorisierung ihre Hände zu lange in Unschuld gewaschen? Was ist feministische Außenpolitik? Und sind Altkleidercontainer Todesfallen?


Als Markus Söder mir die Verbreitung von "Fake News" vorwarf

Wenn ein Text recherchiert, geschrieben und veröffentlicht ist, ist die Arbeit von uns SPIEGEL-Redakteurinnen und -Redakteuren eigentlich abgeschlossen. Manche Texte beschäftigen uns allerdings weiter. Deshalb wollen wir zum Ende des Jahres die »Geschichten hinter den Geschichten« offenlegen. Auch, um unsere Arbeit transparenter zu machen:

Unter anderem beschreibt Reporter Maik Großekathöfer, wie er schlaflose Nächte hatte, weil er nicht wusste, ob er den Unschuldsbekundungen eines Erziehers, der Kinder sexuell missbraucht haben soll, glauben kann.

Den schwierigen Umgang mit Flüchtlingsschicksalen thematisiert Katrin Elger sehr berührend. Ohne es zu wollen, weckte sie falsche Hoffnungen bei einer Syrerin, die im Libanon festsitzt. Sie hatte ihren in Deutschland lebenden Enkel noch nie auf dem Arm. Elger hingegen schon.

Der Leiter des SPIEGEL-Hauptstadtbüros Martin Knobbe fragt sich, ob Politiker vom SPIEGEL niedergeschrieben werden. Und ich erzähle von einem Telefonat mit dem Pressesprecher der CSU, bei dem meine Stimme sehr laut wurde. Dabei hatte ich in einem Text über Markus Söder einen Fehler zu verantworten. Nicht er.

Fürchtet euch nicht

Versteht man die Ampelkoalitionäre richtig, wird die Ehe ein zivilrechtlicher Vertrag unter vielen.

»Wir werden das Institut der Verantwortungsgemeinschaft einführen und damit jenseits von Liebesbeziehungen oder Ehe zwei oder mehr volljährigen Personen ermöglichen, rechtlich füreinander Verantwortung zu übernehmen.« Wie ernst sie es damit meint, hat die neue Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) nun noch einmal deutlich gemacht, als sie einen »Paradigmenwechsel« im Familienrecht ankündigte.

Die neue Regierung will mit alten familienpolitischen Idealen Schluss machen. Es ist auch höchste Zeit, kommentiere ich im Leitartikel der Spiegel-Weihnachtsausgabe.

Blickt man in die Geschichtsbücher oder in die Bibel, dann ist das, was wir in Deutschland häufig als bürgerliches Familienideal vor Augen haben, eher die Ausnahme. Seuchen, Kriege oder Hungersnöte sorgten früher dafür, dass verstorbene Partnerinnen und Partner mitunter schnell ersetzt werden mussten und Patchworkfamilien vielleicht nicht gesellschaftlich anerkannt, aber immer schon real waren.

Dass der Mann arbeitet und seine Gemahlin die Kinder hütet, war jedenfalls laut einem Text der Bundeszentrale für politische Bildung eher »eine historische Ausnahmesituation in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in westlichen Gesellschaften Europas und Nordamerikas«. In diesen zwei Jahrzehnten, in der Familienforschung als »Golden Age of Marriage« bezeichnet, konnte sich für einen kurzen Zeitraum ein bestimmtes Familienmodell durchsetzen, das seitdem »als Hintergrundfolie« diene, um heutige Familienformen zu beurteilen.

Es ist richtig, wenn die neue Regierung offenbar ernsthaft versucht, sich vom Ideal und den damit verbundenen Privilegien für vermeintlich konventionelle Familienformen zu lösen. Zumal keiner Familie Geld oder Liebe weggenommen wird, damit andere mehr davon haben.

Ein Prosit der Ungemütlichkeit

Gut möglich, dass Markus Söder ein besserer Wahlkämpfer gewesen wäre als Armin Laschet. Aber wäre er auch ein besserer Kanzler? Darüber habe ich diese Woche auf Spiegel.de geschrieben. Titel des Kommentars: „Der allerschlechteste Verlierer“.

Ein Zusammenschluss von Schwesterparteien, der sich Union nennt, muss von seinen Vorsitzenden Teamfähigkeit verlangen können. Die hat Söder allenfalls in den letzten zwei Wochen des Wahlkampfs gezeigt. Mit Laschet aß er in Nürnberg Bratwurst von Herz-Tellern, ein riesiges Lebkuchenherz »Kanzler für Deutschland« bekam der liebe Armin auf dem Wahlkampfabschluss in München umgehängt.

Sehr putzig, aber auch irgendwie heuchlerisch. Schließlich hatte Söder in den Wochen zuvor kaum eine Gelegenheit ausgelassen, sich selbst als bessere Alternative im Wahlkampf zu präsentieren.

Auf der einen Seite ist es menschlich und vielleicht sogar sympathisch, wenn man Politikern anmerkt, dass sie mit Ablehnung nicht klarkommen. Wenn sie ihr gebrochenes Herz auf der Zunge tragen, statt gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Die Schmach, verschmäht worden zu sein, muss Söder umso schwerer getroffen haben, als er mit vielen seiner Prophezeiungen zur Zeit des Machtkampfs mit Laschet Anfang April recht hatte.

Aber wer weiß, was für die Union alles drin gewesen wäre, hätte sich Söder in den Dienst der Sache gestellt, statt auf seinem Egotrip nach Berlin auf Autopilot zu schalten? Wenn Söder vor allem etwas besser kann als Armin Laschet, dann ist es das schlechte Verlieren.

Anna Clauß auf der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der Union in München

Anna Clauß auf der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der Union in München

Mann ohne Tempolimit

Andreas Scheuer möchte Verkehrsminister bleiben. Aber möchten das auch die Wähler? Meine Reportage vom Ortsbesuch in Passau konnte man kurz vor der Wahl im gedrucken Spiegel und auch online nachlesen.

Fotografin Tanja Kernweiss hat fantastische Bilder gemacht. Sie zeigen sehr gut die Mühen, die Politiker im Wahlkampf auf sich nehmen. Und die viele Bürger leicht unterschätzen. Scheuer hat an einem Tag sechs Wahlkampfstande besucht, ist der spontanen Einladung eines Schäferhund- Vereins gefolgt, hat zwischendrin ein Weißwurst-Frühstück und eine Betriebsbesichtigung absolviert und an einer Bezirksversammlung der Jungen Union teilgenommen. Und wurde von einer Reporterin verfolgt, deren Arbeitgeber nicht für besondere CSU-Nähe bekannt ist.

Foto: Tanja Kernweiss

Foto: Tanja Kernweiss

Wenn ich Politiker bei der Arbeit begleite und anschließend über sie schreibe, ist es mir immer wichtig, auch den Menschen hinter dem Politiker greifbar zu machen. Ein Bild, das mir deshalb so gut gefällt, ist die Nahaufnahme von Scheuers Handgelenk. Er trägt ein Armband, das seine Tochter für ihn gebastelt hat.

„Ich mache mir Sorgen“

Der stellvertretende bayerische Ministerpräsident will sich nicht impfen lassen. Hubert Aiwanger (Freie Wähler) gab Moritz Küpper vom Deutschlandfunk Ende Juli ein Interview voller abenteuerlicher Begründungen für seine Impfskepsis. Er sprach unter anderem von einer „Jagd“ auf Ungeimpfte und präsentierte sich als eine Art Retter der Demokratie, weil er mit seinem guten Beispiel querdenkende Wähler vor dem Abdriften an undemokratische Ränder bewahre.

In derselben Woche interviewten meine Kollegen Florian Gathmann, Sebastian Fischer und ich Markus Söder. Wir alle vier sind mittlerweile zwei Mal geimpft, trotzdem fand das Gespräch per Videoschalte, also nicht in einem Raum statt. Der bayerische Ministerpräsident sagte, er mache sich Sorgen um seinen Vize. „Wer glaubt, sich bei rechten Gruppen und Querdenkern anbiedern zu können, verlässt die bürgerliche Mitte und nimmt am Ende selbst Schaden.“

Anfang vergangener Woche habe ich Hubert Aiwanger getroffen, um mit ihm über seine Impfskepsis zu sprechen. Das Erste, was er sagte, als wir uns kurz zuvor im geschlossenen Raum gegenüber saßen: „Sie können die Maske gerne absetzen. Ich bin getestet.“ So als ginge die Gefahr von ihm aus. Ich mache mir eher Sorgen um ihn. „Ich bin doppelt geimpft“, antwortete ich. Mir passiert nix. „Ich hoffe, Sie bleiben gesund.“

Diesen Samstag ist nun die Geschichte über Aiwangers Strategie, es mit dem Umwerben von Impfskeptiker und unzufriedene Konservativen in den Bundestag zu schaffen, im SPIEGEL veröffentlicht worden. Ich habe sie gemeinsam mit dem schlauen Kollegen und Parteispenden-Experten Sven Röbel geschrieben. Denn auch Hubert Aiwangers Spenden an seine Partei werfen Fragen auf.

Das Bild ist von SPIEGEL-Fotograf Roderick Aichinger @roderickaichinger

Am Stammtisch

Wird Markus Söder, der Mann mit der größten Autogrammkarte Bayerns, Kanzlerkandidat der Union? Mein Buch “Söder - Die andere Biographie“ verrät es nicht. Dafür einiges anderes: Zum Beispiel was in den Maßkrügen wirklich drin ist, die der Bayerische Ministerpräsident bei seinen Reden im Hofbräuhaus neben das Pult gestellt bekommt. Bier ist es in der Regel nicht.

Mit der fantastischen BR-Redakteurin Antje Harries bin ich durch München spaziert und habe über meinen Blick auf Bayern und den auf Markus Söder gesprochen. Erschienen ist der Bericht am 15. April im Kulturmagazin „Capriccio“ des Bayerischen Rundfunks.

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Das Hörbuch ist da!

Ab sofort gibt es „Söder - Die andere Biographie“ auch als Hörbuch. Gelesen von Astrid Schulz. Auf ihrer Homepage gibt es eine Hörprobe. Darin heißt es:

„Markus Lanz stellte seinen Gast einmal mit den treffenden Worten vor, Söder sei der einzige Mensch, der ein Leben lang Bayerischer Ministerpräsident werden wollte - und es am Ende tatsächlich geworden ist. Wenn er die bayerische Schlösserpracht wirklich gegen den Betonklotz in Berlin zu tauschen gedenkt, wird 2021 ein spannendes Jahr. Der Krisengewinner, Leistungssportler, Wellenreiter, Klassenstreber und Ellenbogengenius war in all seinen Rollen immer auch: der Unvermeidliche.“

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