Von Kabul nach München
„Vom Westen nichts Neues“. So heißt das neue Buch von Emran Feroz, das er gestern im Salon Luitpold vorgestellt hat.
Es ist eine kluge Mischung aus einem Sachbuch über die Geschichte Afghanistans und einer Anklage über den zum Teil rassistischen Umgang des Westens mit Menschen muslimischen Glaubens. Und dann ist sein Buch auch eine sehr persönliche und spannende Familienbiographie.
Feroz wurde 1991 in Innsbruck geboren, hat in Tübingen studiert, war in den letzten Jahren immer wieder in Afghanistan, lebt aktuell in Stuttgart. Was ihn mit München verbindet? Unter anderem die einmonatige Busfahrt seines Vaters im Jahr 1977 von Kabul nach Bayern. Der wollte hier Politikwissenschaft studieren. Aus der Rückkehr nach Afghanistan wurde die letzten 40 Jahre allerdings nichts, weil die russische Invasion Ende der 70er Jahre, danach ein Bürgerkrieg, später die Machtübernahme der Taliban und noch später der „War on terror“ dazwischen kam.
Emran hat Kabul zum ersten Mal 2014 besucht und hat seitdem viele Reportagen über seine Eindrücke vor Ort geschrieben. Zuletzt war er letztes Jahr im Afghanistan der Taliban. Gestern Abend schilderte er unter anderem den Besuch eines Talibans beim Arzt, der sich darüber beschwerte, dass er keine Frauenärztin für seine Frau finde. Auf die Idee, dass diese Lage damit zusammenhängen könnte, dass Frauen in Afghanistan Studieren untersagt ist, kam er nicht.
Viele Fragen aus dem Publikum bezogen sich auf die Unterdrückung der Mädchen und Frauen. Was man tun könne, um zu helfen, wollte eine Zuhörerin wissen? Momentan leider nicht viel, machte Emran klar. Aber er sagte auch: Gar keine diplomatischen Beziehungen oder Entwicklungshilfe Richtung Taliban-Afghanistan aufzubauen, und damit das Land chinesischen oder russischen Investoren zu überlassen, ist womöglich nicht der richtige Weg.