Weltraummacht Bayern


Vor vier Jahren rief Markus Söder das bayerische Weltraumprogramm »Bavaria One« ins Leben. Dann passierte jahrelang: eher wenig. Zuletzt schossen allenfalls die Corona-Inzidenzzahlen im Freistaat raketengleich nach oben. Am Mittwoch dieser Woche allerdings, am selben Tag, als das Bundeskabinett Olaf Scholz´ Hafenofferte an die Chinesen abnickte, lud Bayerns Ministerpräsident zum Bayerischen Raumfahrtgipfel. So, als wäre er insgeheim neidisch darauf, dass China weltherrschaftsrelevante Infrastruktur in Hamburg statt in München ausgemacht hat, stellte er klar: »Bayern ist Weltraumregion und soll bei künftigen Missionen Mondkontrollzentrum werden.«

Darüber habe ich diese Woche meine Kolumne im SPIEGEL geschrieben. Und siehe da: Markus Söder hat sie auch gelesen. In seiner Rede auf dem Parteitag Ende Oktober in Augsburg ärgerte er sich über meinen Spott (im Video ab Minute 59). Sein »Buuuuuuh« hätte ich gerne als Klingelton. Er fühlte sich offenbar nicht ernst genommen von mir. Dabei weiß ich seine High Tech Agenda durchaus zu würdigen und finde auch seine Absicht weder blöd oder gar verwerflich, in Raumfahrt zu investieren.

Aber warum immer diese Inszenierung? Söder zwischen Astronauten! Mondkontrollzentrum! Und dann ein »Bavaria One« Logo, das aussieht wie ein abstürzender Papierflieger! Ein Minister aus Söders Kabinett hat mich mal daran erinnert: »Frau Clauß, warum regen Sie sich über Söders Lust an der Inszenierung so auf? Es liegt doch an Ihnen, ob Sie über das Stöckchen drüber springen, das er Ihnen hinhält.« Da hat er schon irgendwie recht. Über das »Bavaria One« musste ich springen.

Ab Minute 59…