Wie ich einmal eine Lobesrede auf Politiker hielt

Auf Einladung der Hanns Seidel Stiftung habe ich in der Deutschen Botschaft in Den Haag über die „Regionalwahlen und die politische Großwetterlage in Deutschland“ gesprochen. Neben dem Deutschen Botschafter in den Niederlanden Dirk Brengelmann nahm der Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer an der dreistündigen Debatte teil. Außerdem redeten René Cuperus, Mitglied der niederländischen SPD "Partij van de Arbeid" und der Parlamentarier Pieter Omtzig von der konservativen "Christen-Democratisch Appèl" über die Erfahrungen mit der niederländischen Vier-Parteien-Koalition: Durch die sehr komplexe Regierungsarbeit in den Niederlanden gerate die politische Mitte in Gefahr. Parteien beschäftigten sich mehr mit sich selbst als mit den politischen Themen, was Populisten in die Karten spiele.

Auf dem Weg zurück zum Flughafen geriet ich in eine ähnlich lebhafte Diskussion mit dem Fahrer meines Taxis. Seinem Eindruck nach seien Politiker korrupt und faul. Er fragte mich, wie weit ich gehen würde, um an geheime Informationen zu gelangen und ob ich nicht manchmal um mein Leben fürchte. Ganz offensichtlich hatte er sein Wissen über die Verhältnisse zwischen Politikern und Journalistinnen aus der Netflix Serie "House of Cards". Unter anderem beginnt darin die Redakteurin eines Nachrichtenmagazins eine Affäre mit dem späteren amerikanischen Präsidenten. Das Ganze endet tödlich, nämlich mit dem Sturz der Journalistin vor eine einfahrende U-Bahn.

Vielleicht liegt es daran, dass Deutschland nicht Amerika ist. Aber mein Redakteursalltag verläuft deutlich unspektakulärer - obwohl auch ich viel UBahn fahre. Ich hielt dem Taxifahrer eine improvisierte Verteidigungsrede des deutschen Parlamentariers. Ich muss sagen, ich habe nur sehr selten einen Politiker oder eine Politikerin kennengelernt, der oder die dem Klische der korrupten Egomaschine entspricht. Auf der faulen Haut habe ich auch noch keinen oder keine liegen sehen. Das Arbeitspensum eines Kommunalpolitikers ist schon enorm. Das Tagesprogramm des politischen Spitzenpersonals ist häufig so überfrachtet und zeitfordernd, dass ich mich immer frage, ob die Eltern unter den Politikern die Namen ihrer Kinder auf einem Zettel im Geldbeutel notieren, um sie nicht zu vergessen?

Kurz vor der Einfahrt zum Terminal kritisierte der Taxifahrer, es gehe jedem Politiker früher oder später nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um den eigenen Machterhalt. Das wiederrum ist in der Praxis schwerer zu widerlegen.

Foto: Angela Ostlender, Hanns Seidel Stiftung

Foto: Angela Ostlender, Hanns Seidel Stiftung