Ein Prosit der Ungemütlichkeit

Gut möglich, dass Markus Söder ein besserer Wahlkämpfer gewesen wäre als Armin Laschet. Aber wäre er auch ein besserer Kanzler? Darüber habe ich diese Woche auf Spiegel.de geschrieben. Titel des Kommentars: „Der allerschlechteste Verlierer“.

Ein Zusammenschluss von Schwesterparteien, der sich Union nennt, muss von seinen Vorsitzenden Teamfähigkeit verlangen können. Die hat Söder allenfalls in den letzten zwei Wochen des Wahlkampfs gezeigt. Mit Laschet aß er in Nürnberg Bratwurst von Herz-Tellern, ein riesiges Lebkuchenherz »Kanzler für Deutschland« bekam der liebe Armin auf dem Wahlkampfabschluss in München umgehängt.

Sehr putzig, aber auch irgendwie heuchlerisch. Schließlich hatte Söder in den Wochen zuvor kaum eine Gelegenheit ausgelassen, sich selbst als bessere Alternative im Wahlkampf zu präsentieren.

Auf der einen Seite ist es menschlich und vielleicht sogar sympathisch, wenn man Politikern anmerkt, dass sie mit Ablehnung nicht klarkommen. Wenn sie ihr gebrochenes Herz auf der Zunge tragen, statt gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Die Schmach, verschmäht worden zu sein, muss Söder umso schwerer getroffen haben, als er mit vielen seiner Prophezeiungen zur Zeit des Machtkampfs mit Laschet Anfang April recht hatte.

Aber wer weiß, was für die Union alles drin gewesen wäre, hätte sich Söder in den Dienst der Sache gestellt, statt auf seinem Egotrip nach Berlin auf Autopilot zu schalten? Wenn Söder vor allem etwas besser kann als Armin Laschet, dann ist es das schlechte Verlieren.

Anna Clauß auf der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der Union in München

Anna Clauß auf der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der Union in München