Brauchen wir eine neue Herdprämie?

Lange habe ich gedacht, der Wunsch Kind und Karriere zu vereinbaren sei so selbstverständlich wie die Kombination einer Maß Bier mit einer Riesenbrezel. Dann kam die Coronakrise. Seitdem sind nicht nur die Biergärten geschlossen. Auch für berufstätige Frauen mit Kindern hat sich einiges geändert. Sie sind plötzlich vor allem eines, nämlich Mütter in Vollzeit. Weil Kitas und Schulen noch lange Zeit geschlossen bleiben, übernehmen vor allem sie die Rolle der Lehrerin, der Köchin, der Putzfrau - den Broterwerb überlassen sie entweder dem Mann oder sie erledigen ihn irgendwie nebenbei oder nachts. Die Politik verlässt sich auf diese Aufopferungsbereitschaft - statt sie zum Beispiel mit einem Corona-Elterngeld, einer neuen Herdprämie, zu entlohnen.

Da ich selbst das Glück habe, einen Mann an meiner Seite zu haben, mit dem ich mir die Familienarbeit partnerschaftlich teile, konnte ich in den letzten Wochen viele Kolumnen, Essays und SPIEGEL-Leitartikel schreiben, in denen ich die Überlastung vieler Familien angeprangert habe. Hier eine Auswahl:

Feminismus rettet Leben - Männer haben die leitenden Jobs, aber die Frauen sind es, die die Gesellschaft in der Coronakrise am Laufen halten.

Mein Sohn, der Lockdown-Gewinner - Menschen sterben, verlieren ihre Jobs, leiden unter Einsamkeit. Nicht so mein Fünfjähriger. Er ist glücklich und zufrieden wie nie, da seine Mutter mehr Zeit als sonst für ihn hat: Kann es sein, dass die Hausfrauenehe anderen Familienorganisationsformen doch überlegen ist?

Die neue Herdprämie - Die Politik verlässt sich auf eine scheinbar unbegrenzte und kostenlose Ressource: die Aufopferungsbereitschaft von Eltern, vor allem von Müttern. Das ist falsch.

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