„Ich mache mir Sorgen“

Der stellvertretende bayerische Ministerpräsident will sich nicht impfen lassen. Hubert Aiwanger (Freie Wähler) gab Moritz Küpper vom Deutschlandfunk Ende Juli ein Interview voller abenteuerlicher Begründungen für seine Impfskepsis. Er sprach unter anderem von einer „Jagd“ auf Ungeimpfte und präsentierte sich als eine Art Retter der Demokratie, weil er mit seinem guten Beispiel querdenkende Wähler vor dem Abdriften an undemokratische Ränder bewahre.

In derselben Woche interviewten meine Kollegen Florian Gathmann, Sebastian Fischer und ich Markus Söder. Wir alle vier sind mittlerweile zwei Mal geimpft, trotzdem fand das Gespräch per Videoschalte, also nicht in einem Raum statt. Der bayerische Ministerpräsident sagte, er mache sich Sorgen um seinen Vize. „Wer glaubt, sich bei rechten Gruppen und Querdenkern anbiedern zu können, verlässt die bürgerliche Mitte und nimmt am Ende selbst Schaden.“

Anfang vergangener Woche habe ich Hubert Aiwanger getroffen, um mit ihm über seine Impfskepsis zu sprechen. Das Erste, was er sagte, als wir uns kurz zuvor im geschlossenen Raum gegenüber saßen: „Sie können die Maske gerne absetzen. Ich bin getestet.“ So als ginge die Gefahr von ihm aus. Ich mache mir eher Sorgen um ihn. „Ich bin doppelt geimpft“, antwortete ich. Mir passiert nix. „Ich hoffe, Sie bleiben gesund.“

Diesen Samstag ist nun die Geschichte über Aiwangers Strategie, es mit dem Umwerben von Impfskeptiker und unzufriedene Konservativen in den Bundestag zu schaffen, im SPIEGEL veröffentlicht worden. Ich habe sie gemeinsam mit dem schlauen Kollegen und Parteispenden-Experten Sven Röbel geschrieben. Denn auch Hubert Aiwangers Spenden an seine Partei werfen Fragen auf.

Das Bild ist von SPIEGEL-Fotograf Roderick Aichinger @roderickaichinger